Leitbild und Ziele

Nur mit ausreichendem Wissen über den Umgang mit Obstgehölzen kann die Pflege erfolgreich durchgeführt und der Erhalt von Streuobstwiesen gewährleistet werden.

Um den Bestand von Streuobstwiesen auch zukünftig in Deutschland erhalten zu können, braucht es ein fundiertes Fachwissen, welches in staatlich anerkannten Berufen (z.B. Landschaftsgärtner*innen, Gartenbauer*innen, Landschaftsarchitekt*innen, GaLabauer*innen) nicht in ausreichendem Maße gelehrt wird. Darum sollten nur Obstgehölzpfleger*innen/Baumwart*innen mit professioneller Ausbildung und/oder ausreichender Berufserfahrung als Fachkräfte zur Pflege und Neuanlage von Streuobstwiesen herangezogen werden. 

Um auch weiterhin den Bestand an Streuobstwiesen in Deutschland erhalten oder gar vergrößern zu können, braucht es neue, praxistaugliche und rentable Nutzungskonzepte. Einerseits muss die Wertschätzung erhöht werden, um einen gerechten Preis für Streuobstwiesenprodukte zu erhalten, andererseits müssen andere Nutzungskonzepte etabliert werden, um auch den sozialen und landschaftlichen Wert von Wiesen und Alleen (Ökosozialleistungen) finanziell nutzbar zu machen. 
Des Weiteren muss auch mit Blick auf den Klimawandel, an eine Weiterentwicklung von Streuobstbeständen gedacht werden. Diese Ziele können nur durch eine intensive Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von Partnern erreicht werden.

Der Verband soll ein Netzwerk von professionellen Baumwart*innen schaffen sowie mit anderen Gruppen kooperieren, die um den Erhalt und die Weiterentwicklung von Streuobstwiesen und/oder Bäumen in der Agrarlandschaft bemüht sind. Die Zusammenarbeit - intern wie extern- dient dem Austausch und der Nutzung von Synergien, um gemeinsam den fachlichen Wissensaustausch zu fördern, die wirtschaftliche Zusammenarbeit und die politische Bedeutung zu erhöhen.

a. Fachliches Wissen

Das regelmäßige Zusammenkommen innerhalb des Verbandes oder mit anderen Gruppen dient dem Austausch über fachliches Wissen zum Thema Streuobstwiesennutzung, Obstgehölzpflege und dem Erhalt von Kulturlandschaften etc. Gleichzeitig  soll bei diesen Treffen und mittels anderer Kommunikationswege die notwendige fachliche Weiterbildung und die Verbreitung neuer Erkenntnisse gewährleistet werden.

Als Orientierung für den fachlichen Standard dient das Handlungskonzept Streuobst Thüringen und die gerade von der Arbeitsgruppe Obstgehölzpflege des Pomologenvereins herausgegebenen Standards zur Obstgehölzpflege. Darauf basierend soll die Weiterentwicklung der Qualitätsstandards und deren Umsetzung in die Praxis stattfinden.

b. Wirtschaftliches Handeln

Allen Baumwart*innen soll durch die Mitgliedschaft im Verband eine Zusammenarbeit erleichtert werden. Ziel ist es aktive Baumwart*innen, die gewerblich Obstbäume schneiden zu erfassen und über ein interaktives Onlineportal an Behörden oder Privatpersonen, die nach Fachkräften suchen, zu vermitteln.

Darüber hinaus soll die Kooperation beim Kauf von Werkzeug und Materialien oder den Abschluss von Versicherungen und Verträgen gefördert werden und so die wirtschaftliche Effizienz der einzelnen Mitglieder gestärkt werden. 

Das Netzwerk der Baumwart*innen dient auch dafür bei Fachfragen praktischer, rechtlicher oder wissenstheoretischer Natur weiterzuhelfen.

c. Politische Schlagkraft

Der flächendeckende Erhalt von Streuobstwiesen wird nur durch die politische Förderung der Pflege und der Neuanlage gewährleistet werden können. Der Verband will sich dafür einsetzen, dass bei der Erarbeitung von entsprechenden politischen Richtlinien die Expertise von professionellen Obstbaumpfleger*innen als Grundlage herangezogen wird. 

Durch das geschlossene Auftreten als Verband für fachgemäße Streuobstpflege sollen politische Entscheidungen über den Schutz und die Förderung von Streuobstwiesen und Obstbaumalleen als wirkungsvolle Regularien und nachhaltige Fördermechanismen entwickelt werden.

Wir  wollen als deutschlandweiter Berufsverband wahrgenommen werden und das Berufsbild und Aufgabenbereich von Obstbaumpfleger*innen vorstellen und in den Fokus der medialen Wahrnehmung rücken. Wir streben an, auch Regionalgruppen in den Bundesländern zu bilden, um so gezielter in den Regionen zu wirken.

Außerdem wollen wir die Wertschätzung für Kulturlandschaft sowie deren Pflege erhöhen. Es sollen die Vorzüge von Streuobstwiesen und den aus ihnen gewonnen Erzeugnissen gegenüber herkömmlichen agro-industriellen Produkten und Produktionsweisen aufgezeigt werden. Dafür soll insbesondere der nötige Mehraufwand bei Pflege und Ernte betont werden, um die Bereitschaft zur Zahlung höherer Preise für die Produkte zu steigern. 

Der notwendige Mehraufwand bei der Pflege und Ernte von Streuobstwiesen und Obstalleen dient ausdrücklich nicht nur den wirtschaftlichen Interessen der Eigentümer oder Nutzer sondern ist ein gesamtgesellschaftlicher Gewinn. Dieser Gewinn sollte durch Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrichtungen quantifiziert und in der öffentlichen Argumentation dargestellt werden. Die Ergebnisse sollten auch in die Diskussion der Umgestaltung der Subventionen in der Landwirtschaft genutzt werden.

Als Fachverband für Obstgehölzpflege sind wir nicht die einzige Gruppierung in Deutschland, die sich dem Erhalt von Streuobstwiesen verschrieben hat. Gemeinsam mit anderen Gruppen und Ausbildungseinrichtungen, wollen wir uns für die Streuobstkultur einsetzen. Eine enge Zusammenarbeit und Erfahrungs- sowie Wissensaustausch sind angestrebt, um den Einsatz für die Streuobstwiesen effektiver gestalten zu können.

Um die beruflichen Interessen der professionellen Obstgehölzpfleger*innen zu vertreten, soll der Verband alle Mitglieder nach außen hin vertreten und sich für Belange des Arbeitsrechts und der Arbeitssicherheit im Sinne der Mitglieder einsetzen. Der berufliche sowie fachliche Rahmen für die Ausübung der Tätigkeiten von Baumwart*innen ist bisher noch nicht allgemeingültig formuliert. Daher soll in gemeinsamer Diskussion die Erarbeitung und Weiterentwicklung beruflicher Standards in fachlicher, qualitativer, arbeitsrechtlicher und arbeitssicherheitstechnischer Hinsicht erfolgen. Darüber hinaus soll auch ein auf fachlichen und praktischen Überlegungen begründeter Ausbildungsstandard ausgearbeitet werden, der die Ausbildungsinhalte und den Stundenumfang einer "Ausbildung zum professionellen Baumwart*in" definiert.

Langfristig soll auf eine anerkannte Zusatzausbildung und/oder einen Ausbildungsberuf "Professioneller Obstgehölzpfleger*in hingearbeitet werden.